Veranstaltung
CarbonCycleCultureClub (C4):

Sind Treibhausgasemissionen der Agrarwirtschaft vermeidbar?

Sind Treibhausgasemissionen der Agrarwirtschaft vermeidbar?

Beim hybriden CarbonCycleCultureClub (C4) am Montag, 15. Dezember von 18 bis etwa 21 Uhr zum Thema „Sind Treibhausgasemissionen der Agrarwirtschaft vermeidbar?“ möchten wir mit Ihnen und den Podiumsgästen Fragen wie diese zur Transformation der Agrarwirtschaft diskutieren. Veranstaltungsort ist dieses Mal das Alte Rathaus der Lutherstadt Wittenberg, denn es gibt auch ein Jubiläum zu feiern an diesem Tag: 110 Jahre Strom aus dem Kraftwerk Zschornewitz zu den Stickstoffwerken Piesteritz!

Moderiert wird die Veranstaltung von Professor Ralf Wehrspohn, Vorstandsvorsitzendem des Forum Rathenau. Carsten Franzke, Vorstand des Forum Rathenau und Geschäftsführer der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, wird die Brücke zum Kraftwerk Zschornewitz schlagen.

Zu Gast beim Forum Rathenau sind:

Zu Gast auf dem Podium sind:

  • Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident für Sachsen-Anhalt, Grußwort und Podiumsgast
  • Dr. Theresa Krato, Fachgebietsleiterin Pflanzenernährung und Biostimulanzien, Industrieverband Agrar e. V. (IVA) (voraussichtlich digitale Teilnahme)
  • Prof. Dr. Klaus Pillen, Leiter der Professur Plant Breeding, Pflanzenzüchtung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Antje Bittner, Geschäftsführerin der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH

In der Agrarwirtschaft sind ähnlich wie in der Energiewirtschaft Transformationsprozesse unumgänglich, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Derzeit betragen die Treibhausgasemissionen der Deutschen Landwirtschaft jährlich rund 62,1 Millionen Tonnen CO₂-äquivalent (Schätzung für das Jahr 2024 laut der offiziellen Emissionsberichterstattung des Umweltbundesamtes). Das sind ungefähr zehn Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen. Drei Bereiche sind dabei von besonderer Bedeutung:

Methan-Emissionen aus der Tierhaltung (Fermentation und Wirtschaftsdüngermanagement von Gülle und Mist) sowie Lachgas-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung (mineralisch und organisch) sowie der gesamte Bereich der Düngemittelherstellung.

Im Besonderen die Methan-Emissionen aus der Tierhaltung und das Wirtschaftsgüter Management mit Stickstoffdünger sind Themen, die auch kritisch diskutiert werden.

Eine Frage ist dabei, ob die Treibhausgasemissionen aus der Agrarwirtschaft vermeidbare Emissionen sind oder unvermeidbare. Kompensiert man sie? Handelt es sich hier um schwer vermeidbare Emissionen wie im Bereich der Zement-, Kalk- oder auch Müllverbrennungsanlagen?

Die Methan-Emissionen entstehen in erster Linie während der tierischen Verdauungsprozesse von Wiederkäuern (Fermentation), was einen über 20-fach höheren Treibhausgas-Effekt hat als CO₂. Im Jahr 2023 machten diese Methan-Emissionen aus der Fermentation anteilig etwa 77 Prozent der Methan-Emissionen des Landwirtschaftsbereichs aus und waren nahezu vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung zurückzuführen.

Das in diesem November veröffentlichte Diskussionspapiers der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina „Wie kann der internationale Agrarhandel zu Biodiversitätsschutz, Klimaschutz und Ernährungssicherung beitragen?“ löste eine Debatte zum Umgang mit dieser Problematik aus: 

„Deutschlands wichtigste Wissenschaftsakademie, die Leopoldina mit Sitz in Halle (Sachsen-Anhalt), fordert: Fleisch, Milch, Wurst und Butter sollen teurer werden. Und zwar nicht nur ein bisschen – sondern ordentlich. Die Forscher schlagen vor, die Mehrwertsteuer auf tierische Lebensmittel von 7 auf 19 Prozent zu erhöhen“, war beispielsweise am 13. November 2025 in der Bildzeitung zu lesen. „Eine höhere Bepreisung – so die Idee der Wissenschaftler – soll die wahren Umweltkosten sichtbar machen und die Konsumenten zum Umdenken bringen. Ob die Politik den radikalen Vorschlägen tatsächlich folgt, ist aber offen. Klar ist: Würde der Plan umgesetzt, würde der Einkauf im Supermarkt noch teurer“, endet der Artikel.

Die Art und Weise, wie Menschen die Flächen der Erde nutzen, hat einen großen Einfluss auf die Ernährungssicherheit, die Biodiversität und das Klima, heißt es in dem am 11. November 2025 erschienen Leopoldina-Papier. Die Wirkmechanismen des internationalen Agrarhandels könnten aber auch genutzt werden, um positiv auf diese Zielkonflikte einzuwirken, so die Autor:innen des Diskussionspapiers. Sie beschreiben nach eigenen Angaben politische, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für eine positive Hebelwirkung. Eine der Handlungsempfehlungen ist dabei, tierische Produkte entsprechend ihrer Umweltkosten, im Verhältnis zu pflanzlichen Produkten zu versteuern.

Im Papier „Klimaschutz im Agrar- und Ernährungssystem Deutschlands: Die drei zentralen Handlungsfelder auf dem Weg zur Klimaneutralität“, von der Stiftung Klimaneutralität aus dem Jahr 2021 heißt es unter anderem, dass eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Bodennutzung einen großen politischen, ökonomischen und rechtlichen Kraftakt erfordern. Er muss nach dem Papier neben der Vielzahl von technologischen Minderungsoptionen auf drei zentrale Handlungsfelder fokussieren: Stickstoffeffizienz verbessern, Konsum und Produktion tierischer Produkte verringern, und Moore wiedervernässen.

Beide Studien sprechen sich letztendlich für höhere Mehrwertsteuersätze aus, beziehungsweise Sondersteuern auf tierisches Rind und Düngemittel.  Auch diese Handlungsempfehlungen möchte der Forum Rathenau beim C4 mit Ihnen und den Podiumsgästen diskutieren.

Ein weiterer Diskussions-Aspekt wird sein, wie wir beim Wirtschaftsdünger-Management, das wir aktuell mit Stickstoffdünger umsetzen, eine bessere Effizienz erreichen im Hinblick auf neuere Ansätze der Satellitenaufklärung für den gezielten Düngemitteleinsatz. Hier wäre also zu besprechen, welche Chancen die Digitalisierung beim effizienteren Düngemitteleinsatz ermöglicht, so Moderator Professor Wehrspohn.

In der Landwirtschaft ist Dünger unverzichtbar. Pflanzen benötigen ausreichend Nährstoffe für ihr Wachstum. Landwirte müssen dem Boden die Nährstoffe zurückgeben, die die Ernte entzogen hat. Das geht mit organischem Dünger wie Mist, Gülle und Kompost oder mit mineralischem Dünger.

Beim mineralischen Dünger sind die Nährstoffe für die Pflanzen im Gegensatz zum organischen Dünger direkt verfügbar. Gezielt ausgebracht, kann die Pflanze Mineraldünger fast vollständig aufnehmen, und es gibt kaum Nährstoffverluste. Ein zentraler Pflanzennährstoff ist Stickstoff, der im Haber-Bosch-Verfahren zu Ammoniak synthetisiert werden kann.

Dabei wird Stickstoff aus der Luft gewonnen und mit Wasserstoff unter hohem Druck und hoher Temperatur verbunden. Die Ammoniaksynthese ist allerdings ein sehr energieintensiver Prozess. Der für das Haber-Bosch-Verfahren benötigte Wasserstoff ist außerdem in der Regel noch grau, stammt also aus fossilen Brennstoffen.

Auch das Potenzial von Negativemissionen in der Landwirtschaft ist in die künftige Diskussion vom klimaschützenden Maßnahmen aufzunehmen.

Beim CarbonCycleCultureClub (C4) möchten wir grünen Ammoniak im Vergleich zu klassischem Ammoniak betrachten. Wie sieht hier der Transformationspfad aus? Kann grüner Ammoniak eine Lösung sein?, soll diskutiert werden. Unter anderem unter dem Standortaspekt und der Frage, ob in der Region genügend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht. Haben wir genügend Energie für den Haber-Bosch-Prozess, oder sind das Prozesse, die außerhalb von Deutschland stattfinden müssen?, soll dabei ein weiterer Diskussionsaspekt sein.

Wir laden Sie herzlich ein, am Montag, 15. Dezember 2025 in Wittenberg mit uns und unseren Expert:innen über die Agrarwirtschaft der Zukunft zu sprechen.

Anmeldung ist erbeten bis Freitag, 12. Dezember 2025.

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Hinweise für die Teilnahme vor Ort:

Auf der Veranstaltung werden Film- und Tonaufnahmen sowie Fotos gemacht, mit deren auch späteren Verwendung Sie sich durch den Besuch der Veranstaltung einverstanden erklären. Wenn Sie nicht fotografiert oder gefilmt werden möchten, können Sie den:die Fotograf:in oder die Kameraleute ansprechen.

Bei Fragen können Sie sich jederzeit gern an uns wenden.

Ihr Team des Forum Rathenau

info@forum-rathenau.de

Anmeldung digitale Teilnahme am CarbonCycleCultureClub

Die Podiumsdiskussion wird über einen YouTube-Livestream übertragen. Sie erhalten den Link nach Ihrer Anmeldung per E-Mail.

Nutzen Sie gerne die Möglichkeit, während der Diskussion Fragen im Chat zu stellen, die von den Diskussionsteilnehmer:innen aufgegriffen werden.

Bei Fragen können Sie sich jederzeit gern an uns wenden.

Ihr Team des Forum Rathenau

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