Future Skills zum Anfassen, Ausprobieren und Experimentieren

Ein praxisnahes Angebot des ABI LAB im Forum Rathenau e.V. mit vielen beteiligten Unternehmen und der Hochschule Anhalt

Von Simone Everts-Lang

Warum gibt es das Fach Geschichte in der Schule, aber nicht Zukunft? Bildung für nachhaltige Entwicklung – dafür brauchen wir Future Skills. Genau für die ist das Forum Rathenau nun Ansprechpartner in der Region, vernetzt Unternehmen, Schulen, Hochschulen und bietet Veranstaltungen an wie den Future Skills Parcours 2025, der erstmals am Dienstag, 10. Juni 2025 und Mittwoch, 11. Juni 2025 im Metalllabor Dr. Adolf Beck in Bitterfeld stattgefunden hat. Die Zukunftsfähigkeiten wie Teamfähigkeit und Kommunikationskompetenzen, strategisches Denken, Entscheidungskompetenz, Kreativität, Geduld, Prozessverständnis, Interesse, Agilität, Flexibilität, Kompromissfähigkeit und Nachhaltiges Denken standen hier im Fokus.

In ihrer Einführung erläuterte Dr. Nadine Slomma, Leiterin des ABI LAB, der ExperimentierWerkstatt des Forum Rathenau, warum Future Skills (Zukunftskompetenzen) so wichtig sind:einerseits für ein grundlegendes (Selbst-) Verständnis zum lebenslangen Lernen und andererseits wegen den Herausforderungen, mit denen wir uns als Gesellschaft und als Individuen konfrontiert sehen, wie die Folgen der menschgemachten Erderwärmung, Digitalisierung, Arbeits- und Fachkräftemangel. Nadine Slomma sagte: „Jedes Lernen ist auf die Zukunft ausgerichtet. Das, was wir lernen, sollte uns bestenfalls in der kurz-, mittel- oder langfristigen Zukunft in die Lage versetzen, handeln zu können.“

Um mit interaktiven Workshops Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, sich mit Zukunftskompetenzen auseinanderzusetzen und mit Expert:innen aus der Praxis auszutauschen hatte Nadine Slomma mit ihrer Kollegin Sarah Zimmermann das in der Region einzigartige Angebot konzipiert. Mit engagierten Praxispartnern hatten sie in den letzten Monaten geplant, organisiert, kommuniziert und eine Veranstaltung des Forum Rathenau e.V. mit Unterstützung von der EWG Anhalt-Bitterfeld mbH und der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH geschaffen, die es den Jugendlichen ermöglicht, sich direkt mit Zukunftskompetenzen auseinanderzusetzen und diese direkt weiterzuentwickeln. Es gab eine große positive Resonanz, denn die Unternehmen und Hochschulen meldeten zurück, dass es genau auf diese Fähigkeiten ankomme bei den jungen Arbeitskräften und Hochschüler:innen und die Jugendlichen waren mit einem großen Eifer und riesigen Interesse dabei. Denn hier konnten sie experimentieren und kreativ gestalten und wurden dabei genau in diesen Future Skills gefördert.

Gefragt sind: Strategisches Denken, Teamfähigkeit, Entscheidungskompetenz, Kreativität, Kommunikationskompetenz, Prozessverständnis, Interesse, Gemeinsinn, Agilität, Flexibilität, Kompromissfähigkeit und Nachhaltiges Denken sowie Experimentelle Fähigkeiten, wissenschaftliches Verständnis, technische Kompetenz, aber auch Geduld und Beharrlichkeit.

35 Schüler:innen pro Tag, also insgesamt 70, konnten sich anmelden und kamen von der Sekundarschule I Wolfen Nord, der Sekundarschule Helene Lange Bitterfeld, der Gemeinschaftsschule Muldenstein, dem Europagymnasium Walther Rathenau Bitterfeld und den Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld (BbS ABI).  Das Feedback war von Schüler:innenseite sehr positiv:  Besonders gelobt wurden die Praxisnähe, die Themen, die nicht im Unterricht behandelt werden, und die gute Organisation. Bei der abschließenden Gesamtauswertung der Feedbacks der Jugendlichen zeigte sich, dass für sie Kommunikation und Teamfähigkeit die wichtigsten Future Skills sind. Außerdem wurde der Wunsch nach noch mehr Workshops geäußert und, dass noch mehr Jugendliche die Gelegenheit bekommen sollten, an solche Veranstaltungen teilzunehmen. Ein Grund mehr, das Format zu etablieren und regelmäßig im jährlichen Rhythmus anzubieten, meinte Nadine Slomma. Sie bedankt sich für die hervorragenden Workshop-Angebote aller Beteiligten, die Motivation und Begeisterung der Schüler:innen sowie die tatkräftige und organisatorische Unterstützung von Sandra Greiner von der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH und Diana Schöne sowie Silvio Lampe von der EWG Anhalt Bitterfeld mbH.

Die Workshopangebote

Die Workshopleiter:innen hatten selbst ausgesucht, welche dieser Skills sie besonders ansprechen wollen mit ihren Angeboten. So gab es: Experimentieren und verstehen – mit Janina Dorn und Claudia Meyer von der SKW Piesteritz GmbH, Strategisch denken und flexibel reagieren – mit Dr. Julia Haushälter von der Miltitz Aromatics GmbH, Zusammen und nachhaltig denken – mit Anja Friedrich und Jasmin Weiß vom Folienwerk Wolfen GmbH als Angebote regionaler Unternehmen.

Janina Dorn beispielsweise meinte, dass im Vergleich zu Messen der Kontakt mit den Teilnehmer:innen viel intensiver sei. „Die Hemmschwelle ist schon überschritten, das Eis gebrochen“, ergänzte ihre Kollegin Claudia Meyer. Es sei auch interessant gewesen, die Gruppe zu beobachten beim Experimentieren, wer übernimmt, wer einen spannenden Gedanken hat, wer mitmacht.  Denn das solle ja in die Bewertung am Ende einfließen, so Dorn. Alle Schüler:innen erhielten am Ende der Veranstaltung eine Rückmeldung zu ihren Future Skills.

Ebenso war die Hochschule Anhalt vertreten mit Workshops für die Schüler:innen. Virtuelle Biotechnologie-Welten entdecken, war beispielsweise möglich mit Kseniia Krylova und Jonas Breuer. Gina Lampert ließ medizinische Bildgebung im Team erleb- und analysierbar werden. Mario Kabisch bot Experimente mit Solarzellen, Elektrolyseur und Brennstoffzelle an. Stefanie Hannebohm vom Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e.V. ließ einen Blick auf den Teamgeist werfen und im Nachgang die Kommunikation während der mathematisch- und naturwissenschaftlichen Experimente analysieren.

Auch vom Veranstalter selbst, dem Forum Rathenau e.V. wurden Workshops angeboten. Dr. Kerstin Schmidt ließ die Schüler:innen Erfolgsstrategien entwickeln und Innovationen vorantreiben. Bei Lilli Förster konnten mit Bildern Geschichten erzählt werden, um die Vergangenheit zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Ilka Bickmann fragte danach, wie die unterschiedlichen Generationen die Arbeitswelt wahrnehmen und ließ Lösungsansätze entwickeln für die Arbeitswelt von morgen. Heike Heinemann vom ABI LAB im Forum Rathenau e.V. zeigte in ihrem Angebot mit Experimenten wie „Der heiße Draht“, Titrieren und Pipettieren, dass auch um die Zukunft zu erforschen Beharrlichkeit und Geduld erforderlich ist.

Eindrücke von der Veranstaltung

Schüler:innen, die einen Magnetrührer bedienen, Düngemittel einfüllen, die Temperatur messen und sich besprechen, eine Anregung von einer der Workshopleiterinnen erhalten an einem Tisch, am nächsten werden Folien betrachtet, befühlt und überlegt, ob sie nachhaltig sind. Von einer weiteren Station sind Gespräche hörbar. Ein Schüler sagt, dass er keine Schichtarbeit machen möchte. Auf seiner Karte des „New Work“-Kartenspiels steht „Zeit“ als wichtigster Faktor. Eine andere Workshopteilnehmerin meint, dass flexible Zeiten für sie wichtig sind und der Weg zur Arbeit. Ein Gespräch entspinnt sich über das, was einem beim Arbeiten wirklich wichtig ist.

Warum Energietransformation so wichtig ist, wird am nächsten Tisch im intensiven Dialog erarbeitet. Eine weitere Gruppe ist in ein Kartenspiel vertieft. Es geht um Preise für Energie und Rohstoffe und Produkte. Wieder andere Jugendliche unterhalten sich gerade darüber, wie sie sich gegenseitig einschätzen. Kommunikativ oder eher nicht? Aber wie zeigt sich das denn genau, ist dabei die Frage. Bei der nächsten Station berichtet ein Junge, wie er seinen Handwerksbetrieb aufbauen würde, mit welchem Team, welche Kompetenzen erforderlich sind.

Schüler:innen machen einen Workshop mit Karten

O-Töne der Schüler:innen

Kai Vogts, aus der 9c der Sekundarschule I Wolfen Nord beispielsweise sagte, ihm habe sehr gut gefallen, selbst zu handeln und zu gestalten und der eigenen Kreativität beim mit Bildern Geschichten erzählen freien Lauf zu lassen. Insgesamt sei das Angebot sehr vielfältig und abwechslungsreich gewesen, und er habe viel Neues zum Thema Wasserstoff gelernt. Sein Schulkamerad Tyler Fuchs aus der 9a fügte hinzu, dass er sich intensiv über Berufe informiert habe und ihm Alternativen zur Berufswahl aufgezeigt wurden fast wie bei einer Berufsberatung. Hyden Rip, auch in der 9a der Sekundarschule I Wolfen Nord, betonte auch wie abwechslungsreich das Programm war. Es habe ihm gut gefallen, strategisch zu denken und spielerisch ein eigenes Business aufzubauen.

„Wir konnten selbst Filme erstellen“, berichtete Carina Meinert aus der 9c der Sekundarschule I Wolfen Nord begeistert. Sie habe gelernt, optimistisch in die Zukunft zu blicken, meinte sie weiter. Hannah Scheffler aus der 9a in der gleichen Schule hatte besonders gut das Experimentieren gefallen. „Innovation gestalten und Verantwortung übernehmen“ dieses Angebot habe ihr außerdem besonders gut gefallen. Lukas Dumschat, auch in der 9. Klasse der Sekundarschule I Wolfen Nord, hatte das Kartenspiel zum Thema „Strategisch denken und flexibel reagieren“ sehr angesprochen. „Ich liebe Strategiespiele“, sagte er. Dieses Strategiespiel hatte es auch Miko Oelscher aus der 8c der Gemeinschaftsschule Muldenstein angetan. „Das Kartenspiel hat sehr viel Spaß gemacht“, sagte er. Fabien Dahlke aus der 8a der Gemeinschaftsschule sagte ihm habe das kreativ Arbeiten sehr gut gefallen, da er kreativ sei und das gut nutzen konnte. Die Gruppenarbeit mit Feedback zu den eigenen Future Skills hat Luca-Collin Fleischer aus der 8c der Gemeinschaftsschule Muldenstein besonders gut gefallen.

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