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CarbonCycleCultureClub

Rückblick: Ausbildung der Zukunft

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Ausbildung der Zukunft war das Thema des CarbonCycleCultureClubs (C4), der einen ganz besonderen Ort für Austausch und Diskussion hatte: Die Bildungsmesse Ende September im Metall-Labor Dr. Adolf Beck im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, zu der über 1.400 interessierte junge Menschen gekommen waren, und rund 70 Aussteller aus dem Mitteldeutschen Revier.

Dieser C4, ein Denk- und Diskussionsformat des Forum Rathenau e.V., widmete sich ebenso wie der Future Skills Parcours und der AzubiZukunftsGipfel, der kürzlich vom Forum Rathenau veranstaltet worden war, dem Thema betriebliche Bildung mit Blick auf die Zukunft und den Auszubildenden selbst als Akteure.

Zu Gast auf dem Podium waren unter anderem:

Paneldiskussion zur Zukunft der Ausbildung im Livestream

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Patrice Heine begrüßt die Gäste

Patrice Heine, Vorstand des Forum Rathenau e.V. und Geschäftsführer der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH, begrüßte die Gäste zu dieser besonderen Veranstaltung in seiner Doppelrolle an diesem Tag.  Die Bildungsmesse ist schon 20 Jahre alt, sagte Patrice Heine. Es ist die sechste Veranstaltung, die von der Chemiepark GmbH gehostet werden dürfe. Bildung, Ausbildung, Weiterbildung. Das alles sind Zukunftsthemen, so Heine. Er berichtete auch von den zahlreichen erfolgreichen Veranstaltungen des Forum Rathenau im September, wie dem Azubi-Zukunftsgipfel auf Ferropolis und dem Bootcamp-Auftakt Anfang September, dem Gastspiel des C4 auf dem Macher-Festival im August und sagte, dass dies nun der 24. C4 ist, also beim nächsten C4 auf dem Silbersalz Festival in Halle Jubiläum gefeiert werden könne.

Moderiert wurde die Talkrunde von der Leiterin der DenkWerkstatt des Forum Rathenau e.V. Ilka Bickmann, die sich bedankte, dass der C4 heute bei der Bildungsmesse zu Gast sein durfte. Die Idee dazu habe sie vergangenes Jahr gehabt, als sie gehört hatte, dass über 1.200 junge Leute die Bildungsmesse besucht hatten. Menschen, die unter anderem im MINT-Bereich tätig werden wollen, die hier in der Region arbeiten wollen. Eine große Gruppe: „Da wollen wir ein bisschen mehr von Euch erfahren“, so Ilka Bickmann. „Und auch ein bisschen mehr für Euch tun.“

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Future Skills und zukünftige Ausbildung aus Sicht des Bildungszentrums

Sie übergab an Markus Hampel, Geschäftsleiter des Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld (BZ) und kündigte auch bereits an, dass drei Auszubildende so mutig sind, von sich, ihrer Ausbildung und, wie sie ihre Zukunft hier in der Region sehen zu berichten.

Markus Hampel sagte, dass ihn die Nachricht sehr erfreut hat, beim C4 auf der Bildungsmesse zum Thema Zukunft der Ausbildung berichten zu dürfen. Er möchte das Thema aus Sicht der überbetrieblichen Bildungsstätte hier im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, die in Wolfen verortet ist, eingehen. „Wir sind im Prinzip der Fachkräftemotor in der Region“, sagte Markus Hampel und verwies auf die 52 Mitgliedsunternehmen des BZ: kleine mittelständische Unternehmen ebenso wie Konzerne, die das Herz des Bildungszentrums sind, und vorgeben, für welche Berufe, derzeit über 20, die Erstausbildung durchgeführt werde und, welche Bedarfe es in der Region gebe wonach auch künftig die Bildungsangebote gestaltet werden.

Weshalb sind Future Skills nötig?, ging er auf die Zukunft ein. Anhand des Job Futuromat, der über die Website des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) abrufbar ist, zeigte er, was sich beispielsweise durch KI (Künstliche Intelligenz) beim Berufsbild Chemikant ändern könne. Angezeigt wurde Automatisierbarkeit im Beruf zu 100 Prozent. Hampel: „Das heißt, es gibt aufgrund des technologischen Fortschritts, aufgrund des Einsatzes von KI und deren Anwendungsszenarien in der Zukunft definitiv Auswirkungen auf die Ausbildungswelt.“ Berufsbilder werden nicht wegfallen, meinte er, aber sie werden sich verändern.

Es wird neue Erweiterungen geben, Spezialisierungen. Im Bereich anorganische Chemie, Arbeitsvorbereitung, kam beim Job Futuromat heraus, dass dieser Bereich nicht automatisierbar sei. Das zeige sich meist in Fachbereichen, die wirklich etwas mit Handwerk zu tun hätten. Die Bereiche, in denen man keine KI einsetzen könne, also keine Roboter, würden in Zukunft mehr an Bedeutung gewinnen.

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Wir seien an einem Punkt, das als Gemeinschaft mit den Kammern, mit den Unternehmen, aber auch als Partner in der Berufsausbildung in die Ausbildungsordnung einfließen lassen zu müssen, um auch zukünftig gut aufgestellt zu sein. „Das heißt also, es bedarf Future Skills“, sagte Hampel. Mittels Mentimeter fragte er das Publikum nach der Bedeutung des Begriffes. Es wurden einige Kompetenzen, wie die Fähigkeit kritisch zu hinterfragen, Menschenverstand, Kommunikationsfähigkeit, Soft Skills, die in Future Skills einfließen, genannt, ebenso wie Anpassungsfähigkeit an Neues, was Future Skills, letztlich bedeute, so Markus Hampel. „Wir müssen uns auf die Veränderung einstellen und den Auszubildenden zeigen, dass ihr Berufsbild nicht das sein wird, was sie jetzt erlernen, sondern dass es einem stetigen Wandel unterliegen wird.“

Wie bringen wir sie dahin, dass das nicht zu einer Verunsicherung führt oder sie sogar aus der Fassung bringt?, fragte er und zeigte einen Überblick an persönlichen und sozialen Skills, nachhaltigkeitsbezogenen Skills und technologischen Skills. Daran sehe man, dass viele dieser Punkte, bereits seit Jahren in der Ausbildung enthalten seien, besonders im Bereich der persönlichen und sozialen Skills, Selbstorganisation, Lernfähigkeit, Ethikverantwortung, kritisches Denken und Urteilsvermögen und so weiter. Manchen, wie kritisches Denken und Urteilsvermögen komme nun eine größere Bedeutung zu. Teamarbeit und Kommunikation spielten natürlich schon heute in der Berufsausbildung und der Arbeitswelt eine sehr große Rolle. Einen besonderen Stellenwert bekämen allerdings auch die nachhaltigkeitsbezogenen Skills. Fragen zum Thema Kohlenstoff, Kreisläufe, wie Emissionen gemessen werden können, Auswirkungen auf die Umwelt sowie Prozesse kritisch hinterfragen – das seien Punkte, die sich auf alle Berufsbilder niederschlagen würden.

Dann seien auch die technologischen Skills sehr wichtig, die Bereiche wie KI, Datensicherheit, Automatisierung, VR-(Virtual Reality) und AR (Augmented Reality)-Simulation immer im Hinblick auch auf die digitale Sicherheit sowie den Schutz personenbezogener Daten beinhalteten.

Über die Mentimeter-Abfrage wollte er vom Publikum noch einmal wissen, weshalb Future Skills notwendig seien, um mit der technologischen Entwicklung standzuhalten.

Als Antworten gab es, um mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten, dass sie helfen, in komplexen Situationen selbstständig und lösungsorientiert zu handeln und, um nachhaltiger zu arbeiten und Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft zu übernehmen. Mehrfachnennungen waren möglich. Als Ergebnis zeigte sich, dass dies nicht differenzierbar ist, sondern, alle diese drei Bereiche gleichermaßen wichtig sind, um eine nachhaltige Berufsausbildung und somit ein nachhaltiges Arbeitsbild sowie nachhaltiges Handeln zu ermöglichen.

„Wir greifen das natürlich heute schon auf“, sagte Hampel. Die Future Skills seien heute schon erforderlich, da KI schon Anwendung finde. So verändere dies bereits alle Ausbildungsordnungen und auch Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit seien heute schon Teil der Ausbildungsordnung.

Datenbasierte Entscheidungen würden auch heute schon in jedem Unternehmen stattfinden, sei es bei der Einsatzplanung von Mitarbeiter:innen oder bei der Distribution von Produkten, so Hampel weiter. „Lebenslanges Lernen wird somit keine Option mehr, sondern ist eine Notwendigkeit, um diesen Änderungen standzuhalten.“ Er gab auch einen Überblick an Projekten, die bereits gemacht wurden, und stellte unter anderem ein Projekt im Rahmen des Revierpionierwettbewerbes der Metropolregion Mitteldeutschland vor. Im September hat es eine Projektwoche mit dem Fokus Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein gegeben. Dabei wurden modulare Solaranlagen gebaut, dort wurden Europaletten recycelt und ein Sitzmöbel daraus gebaut. Es sei zudem eine Exkursion zum Wasserkraftwerk in Friedersdorf unternommen worden. In dem Zusammenhang kam er auch auf den von der ExperimentierWerkstatt des Forum Rathenau organisierten Future Skills Parcours zu sprechen, an dem Ausbildende des BZ teilgenommen hatten und das BZ eine Station zum Thema Problemlösungskompetenz, Kommunikation und Konfliktverhalten angeboten hatte.

Er sei auch sehr dankbar gewesen, dass das BZ den Azubi Zukunftsgipfel, ein Angebot der Denk- und der ExperimentierWerkstatt des Forum Rathenau, mitgestalten durfte und 80 Auszubildende des BZ sich beteiligen, mitgestalten und die Thematik Zukunft bearbeiten konnten. Neben weiteren Projekte sei im BZ auch eine KI Masterclass ins Leben gerufen worden, die beispielsweise rechtliche Fragen diskutiere, die auftauchen, wenn ein Unternehmen KI etablieren möchte, um Prozesse abzubilden.

Zum Abschluss bat Markus Hampel das Publikum noch einmal um eine Mentimeterrückmeldung und fragte, wo das größte Potenzial gesehen werde, um Future Skills praxisnah zu vermitteln. Die Antworten umfassten Rückmeldungen wie Reallabore, Ausflüge zu Unternehmen, Schule, Workshops und Werkbank sowie Projektarbeit. Markus Hampel endete mit den Aussagen, dass das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld das Thema natürlich weiter aufgreifen werde. „Wir handeln jetzt schon visionär“, sagte Hampel. „Wir wollen in der Region hier zum Motor der Transformation werden und nicht nur Dinge reproduzieren, sondern diese auch gerne vorantreiben.“ Dazu brauche es, so Hampel, den Schulterschluss zwischen den Kammern, zwischen den Unternehmen und der Politik und natürlich unseren Auszubildenden. Future Skills sehe er als Ergänzung für jedes Berufsbild und gerade bei einem Berufsbild wie Chemikant, bei dem es viel Digitalisierung geben wird, müsse man schauen, was das Berufsbild weiter ausmache und was an Aufgaben und Kompetenzen hinzukomme.

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Landkreis als Mittler und Kooperationspartner im berufsbildenden Bereich

Der Landrat von Anhalt-Bitterfeld Andy Grabner dankte zunächst der Chemieparkgesellschaft, die seit Jahren ermöglicht, die Bildungsmesse vor Ort auszurichten. Man sieht an der Frequentierung, dass sie ein voller Erfolg ist, so Grabner. Beim Ankommen habe er gedacht, das sei ein Schulausflug von mindestens drei oder vier Schulen so viele Schülerinnen und Schüler sind hier vor Ort, so Grabner, das sei eine tolle Sache und daran sehe man, dass jede Investition, nicht nur finanziell, sondern auch Ressourcen und Zeit eine Investition in die Zukunft ist, denn die Schülerinnen und Schüler, die Kinder, das ist unsere Zukunft, so der Landrat. Auch der Landkreis bilde mittlerweile in zehn Berufen aus. Er sehe den Landkreis als Mittler, als Kooperationspartner und als Bindeglied auch in den politischen Gremien.

Ilka Bickmann kam auf die Übernahmequote der Auszubildenden zu sprechen, da das auch beim Azubi Zukunfts-Gipfel ein Thema war und die Auszubildenden hier teils unsicher waren bezüglich der Übernahme in den Ausbildungsbetrieb. Sie sagte, man denke ja immer in der Strukturwandelregion gehe es bergab, aber tatsächlich sehen die Zahlen beispielsweise bezüglich der Übernahmequote in Sachsen-Anhalt durch die eigene Ausbildungsstätte im Jahr 2024 sehr gut aus und betrugen 83 Prozent. Damit lag sie über dem Bundesdurchschnitt. Auch Abwanderung überwiege ja die vergangenen Jahre nicht mehr, denn in Sachsen-Anhalt und im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind ja die vergangenen Jahre mehr Menschen zugezogen als abgewandert. Auf dem Azubi Zukunfts-Gipfel hat sich ja gezeigt, dass man hier eine stabile Klientel hat.

„Stimmt Sie das hoffnungsfroh?“, fragte Ilka Bickmann. Im Prinzip schon, es seien sehr viele gute Ansätze gebracht und entwickelt worden, wenn man bedenke, dass hier erst seit über 35 Jahren die soziale Marktwirtschaft bestehe, antwortete Grabner. Wenn man dann sehe, was hier seither auf die Beine gestellt wurde, da brauche er nur zu Markus Hampel blicken, der ja bereits erwähnt hatte, dass das Bildungszentrum seit über 30 Jahren hier am Markt etabliert ist. Aber es sei auch noch Luft nach oben. Insbesondere, da im Landkreis mehr als 400 Menschen unter 25 Jahren Bürgergeld bezögen, und das sei eine Zahl, die müsse deutlich nach unten gehen, so der Landrat. Ilka Bickmann sagte, dass sie gehört habe, dass 300 junge Menschen die Berufsschule nicht beenden. Ja, da müsse man auch ansetzen, so Grabner, diese Menschen wieder ins System zu bekommen.

Ilka Bickmann kam auch auf das große geplante neue Bildungszentrum zu sprechen. Die Fördermittelübergabe hatte gerade vor ein paar Tagen stattgefunden. „Wie ging es Ihnen bei der Fördermittelbescheidübergabe für das neue Bildungszentrum Mitteldeutschland und was erwarten Sie auch inhaltlich?“, fragte sie. Ja, ein kleiner Wermutstropfen sei, dass der Betrieb dort erst im Jahr 2031 beginnen können wird. Aber es sei selbstverständlich ein sehr freudiges Ereignis gewesen, ein absolutes Vorzeigeprojekt, das ergänzend zum insgesamten Schul- und Bildungsangebot hervorragend in die Region passe im Rahmen des Strukturwandels, so Andy Grabner. Ilka Bickmann fragte, was, versetzt in die Zukunft von in fünf Jahren, beim neuen Bildungszentrum zu erwarten sei. Wir befinden uns im stetigen Wandel, so Grabner, ob das in der Gesellschaft ist oder in der Berufsausbildung. Wie gerade zu sehen gewesen ist, seien die Future Skills ja auch normale Skills, da sich jeder mit dem Wandel beschäftigen müsse und auch die immer komplexer werdenden Vorgänge erfassen müsse. In Zukunft werden wir viel mit KI zu tun haben, meinte er. Die KI werde uns unterstützen, sei ein gutes Instrument, werde aber nie eine alleinige Funktion erfüllen können und, wie er hoffe, auch nicht dürfe, da das eigenständige Denken nicht abgelegt werden dürfe. Es sei ja auch noch eine lange Zeit bis 2031. Bis dahin werde sich noch viel entwickeln, viel bewegen und er sei guter Hoffnung und voller Vorfreude, dass mit dem Mitteldeutschen Bildungszentrum vielen jungen Menschen gute Zukunftschancen gegeben werden können, dass sie sich hier in der Region etablieren und dann auch einen super Job finden.

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Perspektive vom AzubiZukunftsGipfel

Als nächstes begrüßte Ilka Bickmann Lana Kettmann, die sie bereits auf dem sogenannten AzubiZukunftsGipfel kennengelernt hatte. Der AzubiZukunftsGipfel war sehr spannend, so Ilka Bickmann, da die DenkWerkstatt dort, nach dem Future Skills Parcours der ExperimentierWerkstatt gemeinsam mit der ExperimentierWerkstatt geschaut habe, wie die Auszubildenden auf die sogenannten Future Skills vorbereitet werden können. „Hattest Du vorher schon etwas von Future Skills gehört?“, fragte Ilka Bickmann die Auszubildende Lana Kettmann. „Zum Thema Future Skills nicht direkt“, meinte Lana Kettmann, aber wenn man KI miteinbeziehe, da seien die jungen Leute ja voll dabei, sich damit zu beschäftigen und auch auseinanderzusetzen, wie das funktioniere und was man damit alles machen könne.

Es sei ja auch um die Ersetzbarkeit von Tätigkeiten durch KI gegangen in der Berufswelt. Bickmann: „Hast Du da Angst, dass es auch Deinen Bereich treffen könnte?“, so Bickmann. Lana Kettmann meinte, sie habe keine Angst, da sie bei ihrer Ausbildung nicht unbedingt Tätigkeitsfelder sehe, die durch KI ersetzt werden könnten. Ilka Bickmann bat die Pharmakantin von Onkotec, ihre Eindrücke vom AzubiZukunftsGipfel auf Ferropolis zu schildern.

Die Ankunft auf Ferropolis sei schon sehr beeindruckend gewesen, so Lana Kettmann, mit diesen riesengroßen Baggern aus Eisen. Denn obwohl sie aus der Region sei, sei sie noch nie zuvor dort gewesen. Sie habe auch das Workshopangebot gut gefunden und habe zunächst einen zum Thema Konflikte ausgesucht. Es sei ein Stufenmodell vorgestellt worden und danach habe man sehen können, ob es Lösungsmöglichkeiten für die Konflikte gebe. In einem anderen Workshop hätten die Auszubildenden zeichnen können, wo der Betrieb in Bezug auf Digitalisierung stehe. Insgesamt seien auch Ideen thematisiert worden, wie die Auszubildenden in den Betrieben mehr einbezogen werden könnten. Durch Laptops könnten sie besser Informationen vermittelt bekommen von ihren Ausbildern. Das würde sie sich für ihren Betrieb auch wünschen, um beispielsweise dort das E-Mail-Programm einrichten zu können. Sie habe das derzeit auf ihrem Handy, da es sie interessiere, aber das sei kein Muss für die Auszubildenden. Besonders Spaß habe ihr beim AzubiZukunftsGipfel auch gemacht, dass sie am zweiten Tag selbst Interviews führen und aufnehmen konnten. Das Video, bei dem sie einen ihrer Ausbilder interviewt hatten, einem Perspektivwechsel wie bei „Meet the Boss“-Formaten, wurde eingespielt.

Ilka Bickmann fragte im Anschluss, wie Lana Kettmann ihre Zukunft sehe nach der Ausbildung. Sie wolle nicht an einem Punkt stehen bleiben, meinte sie. Da die Berufe im Bereich Biologie und Chemie mit Schichtarbeit verbunden seien, könnte sie sich auch vorstellen, eine Weiterbildung zu machen im Anschluss oder den Ausbilderschein, gerade im Hinblick auf eine Familiengründung später um so das Wissen, das sie über die Jahre gesammelt habe, dann eventuell auch wieder an junge Menschen weiterzugeben. Auf die Frage, welche Skills sie dann am liebsten ihren zukünftigen Auszubildenden weitergeben wolle, meinte sie, dass sie gerne vermitteln möchte, dass es wichtig ist, erst einmal etwas fertig zu machen und dann den nächsten Schritt zu gehen. Es sei ja auch schon über die Abbrecherquote gesprochen worden.

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Ausbildung vor Ort und ein Blick in die Zukunft

Zwei weitere Auszubildende auf dem Podium waren Domenik Rotte und Maxim Schramm, die beide ihre Ausbildung bei der SKW Piesteritz GmbH absolvieren. Auch sie wurden von Ilka Bickmann gefragt, ob sie als Chemikanten Sorge hätten, die KI könne zu viele Aufgabenfelder in ihrem Bereich ersetzen. Bei der Erfassung und Verarbeitung von Daten könne automatisch nachgeregelt werden, aber das klappe nicht immer und dann müssten sie als Auszubildende das noch einmal durchsehen und das händisch regeln. Die KI werde wahrscheinlich noch besser unterstützen können, aber niemals komplett übernehmen können. Auch draußen auf der Anlage müssten Menschen beispielsweise Ventile bewegen, das sei nicht einfach mit KI machbar, so Domenik Rotte. Ilka Bickmann fragte, wie sie zu SKW Piesteritz gekommen seien. In erster Linie werbe SKW viel mit Praktika. Es ist ja bei uns in der Umgebung ein großes Unternehmen, das spreche sich herum, man sehe es ja auch, so Maxim Schramm.  Auf die Frage, wo es hingehe nach der Ausbildung meinte Maxim Schramm, dass er die Ausbildung ordentlich fertig machen wolle und dann bei SKW Piesteritz bleiben möchte. Ilka Bickmann sagte auch, dass beim Azubi Zukunfts-Gipfel bei den 80 Teilnehmer:innen eigentlich nur einer gesagt hat, er wolle mal nach Stuttgart oder so, die anderen meinten, sie würden gerne in der Region bleiben.

Ilka Bickmann fragte noch einmal weiter, wie lange sie sich die Region hier als Heimat vorstellen könnten. Einen speziellen Zeitraum könne er nicht sagen, so Maxim Schramm, aber er sei ja hier aufgewachsen und groß geworden und fühle sich wohl hier, also hätte er auch keine Pläne wegzuziehen. Domenik Rotte sagte, dass er sich da anschließe. Klar kenne man auch Großstädte, aber das sei nicht so seins. Da sei mehr los und man könne schön feiern gehen, das sei ganz toll. „Aber ich finde es trotzdem da, wo ich herkomme, sehr schön und würde da auch sehr gerne bleiben“, sagte Domenik Rotte.  Lana Kettmann meinte ihr ginge es ähnlich, sie wohne noch bei ihren Eltern. Sie hätte die Ausbildung auch an sämtlichen anderen Standorten anfangen können, aber sie hätte erstmal noch bei ihren Eltern bleiben wollen. Was die Zukunft bringe, wüsste man ja nie, aber in naher Zukunft wolle sie sich erstmal hier weiterentwickeln.

Wenn sie die Möglichkeit hätten, am neuen Bildungszentrum mitzuwirken. „Was würdet Ihr gerne dort entwickeln, wenn Ihr die Fördergelder beantragen könntet?“, fragte Ilka Bickmann.

Als Rückmeldungen der Auszubildenden kam, dass sie gerne die Overhead-Projektoren entfernen würden, die es in der Berufsschule zum Teil noch gebe. Es gebe auch schon digitale Tafeln, aber ein erster Schritt wäre, diese flächendeckend einzusetzen. Ein Wunsch wäre außerdem, dass die Ausbilder auf dem neuesten Stand sind, ebenso wie die gesamte Infrastruktur.

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Lebenslanges Lernen ist gefragt

Julia Wünsch, Referentin für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Halle-Dessau hatte eine Umfrage unter den Auszubildenden der Industrie- und Handelskammer mitgebracht. Sie stellte die Ergebnisse kurz vor, da diese zum Thema gut passten: „Wir erfassen ja die Berufsausbildungsverträge im Süden von Sachsen-Anhalt“, sagte sie. Mittlerweile sei das „Coronatief“ überschritten und man habe die Ausbildungszahlen von vorher nahezu wieder erreicht. Interessant seien auch die Zahlen zu ausländischen Auszubildenden. Deren Anteil mache mittlerweile etwa zehn Prozent aus. Die aktuellen Zahlen seien schon wieder gestiegen. Im August seien es sogar schon 14 Prozent gewesen. Verbunden mit Chancen gebe es da auch enorme Herausforderungen beispielsweise bezüglich der Sprache, die häufig zunächst eine Barriere darstelle, und das bringe das eine oder andere Problem mit sich. Den größten Anteil an Ausländern in der Ausbildung machten junge Menschen aus Vietnam aus. Gefolgt von den Herkunftsländern Indonesien, Usbekistan, Syrien und der Ukraine. 77 Prozent der Auszubildenden insgesamt gaben an, dass sie in ihrem Wunschberuf angekommen seien. Die meisten seien durch das persönliche Umfeld wie Eltern, Verwandte, Freunde auf die Ausbildung aufmerksam geworden. 71 Prozent hätten nur maximal fünf Bewerbungen schreiben müssen, bis sie ihre Ausbildung gefunden hätten. Das konnten die Auszubildenden auf dem Podium bestätigen. Die meisten Auszubildenden seien laut der Umfrage 30 bis 60 Minuten unterwegs, um zu ihrer Ausbildungsstätte zu kommen. Das Ausbildungsunternehmen erreichten die meisten in unter 30 Minuten. 90 Prozent der Befragten gaben an, dass die Ausbildung Spaß mache und sie dort auch wirklich etwas lernten. Mit Blick auf die Zukunft wolle man sich der Sprachbarriere bei den ausländischen Auszubildenden weiter annehmen und Berufssprachkurse anbieten, berichtete Wünsch.

Auch würde man allgemein Defizite der Auszubildenden im Sozialverhalten, der Lernbereitschaft und dem Durchhaltevermögen angehen, die teils bei den Auszubildenden vorhanden wären. Die Schule sollte also noch besser darauf vorbereiten und neben dem Fachwissen verstärkt auch diese Kompetenzen fördern. Es werde aber auch nach weiteren Möglichkeiten gesucht, diese Kompetenzen außerschulisch zu vermitteln nicht nur in der Schule, sondern in der Gesellschaft. Das sei auch in Bezug auf das Thema Ausbildungsabbrüche von Bedeutung.

Im Hinblick auf die Zukunft sei es immer wieder eine Herausforderung, die Berufsbilder entsprechend zu gestalten, dass genau die Dinge vermittelt würden, die die Fachkraft von morgen brauche, wobei auch immer Fragezeichen blieben. Ich denke Mensch und Maschine werden in Zukunft noch mehr zusammenarbeiten müssen, so Wünsch, aber die menschlichen Kompetenzen würden bleiben. Man könne natürlich nie stehen bleiben. Lebenslanges Lernen sei ja schon angesprochen worden. Man müsse sich immer wieder mit neuen Dingen auseinandersetzen und bereit sein, sich einzudenken.

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Gesamte Gesellschaft befähigen, den Wandel zu gestalten

Patrice Heine sagte in seinem Schlusswort, dass er bei der Veranstaltung sehr spannende Informationen erhalten habe, auch gerade in der Präsentation von Markus Hampel, wie das BZ auf diese Thematik blicke, was für notwendig und wichtig gehalten werde. Auch die letzte Präsentation von Julia Wünsch sei sehr interessant gewesen. Die Perspektive der Betriebe sei natürlich außerdem noch wichtig. Insgesamt sei von Bedeutung, die gesamte Gesellschaft zu befähigen, die Transformation, den Wandel, der uns nicht nur vorgegeben sei, sondern den wir – so hoffe er – uns zum Teil auch selbst wünschten, mitzugestalten. Dafür brauche es nicht nur junge, gut ausgebildete Leute, sondern vor allem den Willen, diese Herausforderungen anzugehen und systemische Grenzen zu verschieben, wo das möglich ist, damit wir alle eine gute Zukunft haben.  

Hintergründe zur Ausbildung der Zukunft

Innovative Ansätze gefragt

Die Arbeitswelt verändert sich ständig. Digitalisierung, neue Technologien, Transformationsprozesse und gesellschaftlicher Wandel stellen vertraute Berufsbilder auf den Prüfstand. Für Auszubildende stellt sich dadurch die Frage: Welche Jobs haben auch morgen noch Bestand? Und, wie sieht das heute gewählte Berufsbild in Zukunft aus? Welche Kompetenzen werden gefragt? Lerne ich heute in der Ausbildung, was ich morgen im Beruf brauche? Oder ist eine „Ausbildungswende“ erforderlich? Wie könnte sie aussehen?

Besonders durch Künstliche Intelligenz (KI) werden sich Berufsbilder verändern, so Patrice Heine. Das sei selbstverständlich ein Grund, darüber nachzudenken, welcher Beruf gewählt werde, denn viele Tätigkeiten könnten künftig durch KI ersetzt werden. Das war eine Frage, die beim C4 zum Thema Betriebliche Bildung diskutiert wurde: Wie verändern sich Berufsbilder und die Ausbildung aufgrund der Möglichkeiten, die die KI bietet? Gibt es Berufe, die deshalb verschwinden werden? Welche Berufsbilder entstehen neu? Wie können Auszubildende für die Zukunft gewappnet werden? Was müssen die derzeit angebotenen Ausbildungen beinhalten, um zukunftsfähig zu sein?

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Zukunftsfähige Ausbildung

Es stellt sich die Frage, wie ein Übergang von der klassischen Ausbildung in eine zukunftsfähige Ausbildung, die den Herausforderungen der Zeit sogar ein Stück voraus ist, aussehen könnte. Denn: „Wenn einer erfolgreich ist, dann ziehen alle anderen nach“, sagt Chemieparkgeschäftsführer Heine. Der Forum Rathenau e. V. bietet daher die Bühne für innovative Ansätze und fragt, welche Unternehmen die Nase vorn haben im Ausbildungsbetrieb und welche Erfahrungen sie damit machen. Auch das Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld ist gefragt, wie die Ausbildung für die Zukunft bereits aussieht und welche innovativen Ansätze noch gefragt sein könnten.

Perspektive der Auszubildenden

Wie sehen Auszubildende ihre Ausbildung? Fühlen sie sich damit fit für die Zukunft? Was wünschen sie sich? Wo hapert es im Ausbildungsbetrieb? Welche innovativen Ansätze schlagen sie vor? 80 Auszubildende vom Bildungszentrum in Wolfen-Bitterfeld waren Anfang September beim AzubiZukunftsGipfel des Forum Rathenau in Ferropolis, um sich bei 20 verschiedenen hochkarätig angeleiteten Workshops, vier Einzelcoaching-Formaten und Gruppenevents intensiv mit Fragen rund um ihre persönliche, berufliche und gesellschaftliche Zukunft auseinanderzusetzen.

Die Ausbildung im Wandel

Berufsbilder verändern sich, Ausbildungen ebenso. Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld wird erweitert. Es soll künftig als Mitteldeutsches Bildungszentrum vor allem Fachkräfte für Zukunftsbranchen wie Halbleiterindustrie, Batteriechemie und grüne Chemie ausbilden. Das Projekt soll rund 75 Millionen Euro kosten und bis 2031 fertiggestellt werden.

Geplant ist ein Ausbildungszentrum mit Platz für etwa 250 Auszubildende im ersten Lehrjahr und einem Angebot von rund 30 Berufen.

Was ermöglicht dieses neue Ausbildungszentrum auch an inhaltlichem Wandel? Ist es noch aktuell, wenn es fertig ist? Ist die Photovoltaik beispielsweise nach wie vor eine Zukunftsbranche im Mitteldeutschen Revier? Damit sind wir auch schon beim C4 im November zum Thema Resilienz am Beispiel der Photovoltaik „Was ist uns Resilienz wert?”

Qualifikationen für die Zukunft

Wichtig für die Auszubildenden ist unter anderem die Frage, welche Qualifikationen in den kommenden Jahren besonders gefragt sein werden. Heutige und zukünftige Mitarbeitende müssen nicht nur digitale Kompetenzen mitbringen, auch soziale und kommunikative Skills prägen stark die Anforderungen an Bewerber:innen.

Für Arbeitnehmer:innen oder Selbständige bedeutet das, dass sie in der Lage sein müssen, sich sehr schnell anzupassen, um ihre eigene berufliche Strategie flexibel gestalten zu können.

Es sind Kompetenzen gefragt, die im Rahmen von Future Skills vermittelt werden. „Unsere Schulen müssen sie auf Jobs vorbereiten, die es heute noch nicht gibt, auf Technologien, Apps und Anwendungen, die heute noch nicht erfunden worden sind, darauf, in einer Gesellschaft zu leben, deren Strukturen wir heute nicht absehen können, und darauf, mit Herausforderungen umzugehen, die heute noch nicht erkennbar sind.“ (Ehlers, 2020, S. 2)

Future Skills sind branchenübergreifende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften, die in den kommenden fünf Jahren in allen Bereichen des beruflichen und persönlichen Lebens wichtiger werden.

Die ExperimentierWerkstatt des Forum Rathenau e.V. hat mit dem Future Skills Parcours dieses Jahr eine Initiative gestartet, diese Kompetenzen außerschulisch mit vielen Kooperationspartnern zu vermitteln.

Wie werden Future Skills bereits in der Beruflichen Bildung vermittelt? Was könnte künftig zum Ausbilden der Future Skills im Ausbildungsbereich aufgegriffen werden?

Was ist der Schlüssel zur Ausbildung der Zukunft?

Wir laden Sie ein, heute mit uns über die Fragen von morgen zu sprechen. Kommen Sie am 24. September zum CarbonCycleCultureClub (C4) auf der Bildungsmesse in Bitterfeld!

Vgl. Ehlers, U.-D. (2020). Future Skills. Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft. Springer VS.